DDR-Spielzeug als Devisenbringer
Puppen und Teddys aus Sonneberg Fest gestopft, beweglich gemacht mit Hartgelenken, so fühlte sich der beliebte Teddy aus Sonneberg an. In der Spielzeugfabrik "Sonni" liefen täglich bis zu 16.000 Plüschtiere und Puppen vom Band und spülten kräftig Devisen in die Staatskasse der DDR.
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Mal plüschig, mal aus Silikon - das Herz der DDR Spielwarenindustrie schlug in Sonneberg in Thüringen. Der volkseigene Betrieb "Sonni" war die größte Spielwarenfabrik im Osten. Einige behaupten sogar, dass es in den 1960er-Jahren nichts Besseres gab als Spielzeuge von "Sonni", wie Peter Eichhorn, der ehemalige Produktionsleiter. Er meint: "In Europa hatten wir den höchsten Standard". Dabei waren die qualitativ-hochwertigen Teddys, Puppen und Plüschtiere alles andere als Einzelanfertigungen.
Plüsch in Massen
Egal ob Hasen, Katzen oder auch Füchse: In Spitzenzeiten wurden bis zu 6.000 Plüschtiere pro Tag gefertigt. Dazu kamen noch einmal 10.000 Puppen. Möglich war das nur, weil der Großteil der Sonneberger bei "Sonni" beschäftigt war. 8.000 Sonneberger sicherten ihr Einkommen durch Spielwaren, und das hatte Tradition. Schon die Großeltern oder Urgroßeltern vieler Mitarbeiter des VEB Sonni hatten in der Spielzeugindustrie gearbeitet.
Sonneberg – die Weltspielzeugstadt
Sonneberg hat eine jahrhundertealte Tradition der Spielzeugproduktion. Schnitzer und Drechsler fertigten schon im 18. Jahrhundert Holzspielwaren im großen Stil - möglich war das auch durch den Rohstoff Holz, der in Thüringen massenhaft zur Verfügung stand. Auch wenn es damals schon Manufakturen gab, dominierte die Heimarbeit mit dem Hauptprodukt: Puppe. Einen wahren Schub brachte Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen als er 1789 den Sonneberger Kaufleuten das "Große Sonneberger Handelsprivileg" erteilte. Darin hieß es, dass "Kein Kaufmann selbst fabrizieren und kein Fabrikant selbst Handel treiben durfte." Somit wurden starke wirtschaftliche Netzwerke geschaffen. Schon 1880 gab es 321 ansässige Spielzeugfirmen. Sonneberg wurde zur "Weltspielwarenstadt". Von der Jahrhundertwende bis zur NS-Zeit reisten sogar aus den USA Käufer an. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es erst einmal schwer für die Spielzeugfabrikanten, denn die Rohstoffe waren wie überall knapp und gespart wurde am Spielzeug.
Wirtschaftswunder im Kinderzimmer
In den 1950er-Jahren lief die Produktion langsam wieder an. Garnierer, Stopfer und Handnäher wurden wieder gebraucht. 1955 gab es noch mehr als 100 private kleine Spielzeugbetriebe, die 1956 durch den Druck der Ost-Politik zum Kombinat für Puppen zusammengeschlossen wurden, mit dem Stammbetrieb der Marke "Sonni". Mitte der 1980er-Jahre hatte der VEB 27.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete viel Geld. 1988 etwa kam der Betrieb auf einen Umsatz von 110 Millionen DDR-Mark. Doch das Problem der Materialbeschaffung zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte DDR-Zeit. Ein Jahr im Voraus musste beim Versorgungskontor "Material und Textilien" bestellt werden, ohne dass die Werksleitung wissen konnte, was im nächsten Jahr in den Kinderzimmern gewünscht sein würde. Trotzdem lief die Produktion auf Hochtouren. Doch nur wenig davon blieb auch in ostdeutschen Kinderstuben, denn das Spielzeug brachte Devisen.
Puppen für Devisen
1962 wurden die Puppen und Plüschtiere aus Sonneberg bereits in 32 Länder exportiert, denn hin und wieder war man in Sachen Innovation auch dem Westen voraus. Der Erfolgsschlager: eine Puppe, die man im Wasser baden konnte, durfte in keinem Westdeutschen Haushalt fehlen. Auch die Maskentiere wurden in den 1960ern zum Hit. Füchse und Teddys mit Maskengesichtern, das wurde in der DDR erfunden, genauso wie der Sandmann, der ebenfalls für hohen Absatz sorgte und sogar eine eigene Fernsehsendung bekam.
Spielzeug mit Weltruhm
Der Export wurde bis Ende der 1980er-Jahre auf 87 Prozent getrieben, nur ein kleiner Rest verblieb im Inland. Im Westen wurde jedoch neu etikettiert. Neckermann- oder Quelle- Etiketten wurden angebracht, damit niemand in der Bundesrepublik merkte, dass es sich um ein DDR-Produkt handelte. Ein Großteil der Produktion ging auch in die Sowjetunion. Aufträge über 20.000 Puppen waren keine Seltenheit. Die hohe Nachfrage führte jedoch zu einer Planerhöhung von 26 Prozent in den Siebziger Jahren. 30 Arbeiter produzierten dann im Akkord 1000 Puppen am Tag. Nur zur Weihnachtszeit profitierten sie selbst von ihrer Arbeit, dann bekamen sie nämlich Rabat auf ihre selbst produzierten Waren.
Schneller und immer effizienter war das Motto
Trotz der hohen Qualität und Leistung konnte sich "Sonni" nach der Wende nicht halten. Wie viele Großbetriebe wurde auch der Spielzeughersteller von der Treuhand übernommen. Anfangs hatten viele die Illusion, dass "Sonni" die Wende übersteht. Doch das Kombinat wurde zerschlagen, Teile zum Verkauf angeboten. Besonders bitter für viele Arbeiter: Die Produktion von Puppen und Stofftieren wurde in Billiglohnländer ausgelagert. Die Qualität litt darunter so massiv, dass das Flaggschiff der DDR-Spielzeugwaren sich gegenüber dem chinesischen Markt nicht mehr behaupten konnte.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch in "Die Spielzeugmacher aus Sonneberg - immer noch unerreicht" im: TV | 15.12.2018 | 11:45 Uhr